Zum Ende hin.

Es war ein stiller Nachmittag. Wieder einmal spannte sich der Himmel grau über die endlosen Hügel. Das Licht war matt und zugleich präzise, wie es nur an Tagen sein konnte, die sich wie ein Atemholen vor einem nahenden Sturm anfühlten. Der Regen, der am Morgen gefallen war, hatte die Erde schwer gemacht, und der süße, herbe Geruch von nassem Laub hing in der Luft. Ein schmaler Weg führte durch die Landschaft, gesäumt von alten Bäumen, deren Wurzeln den Boden aufbrachen. Es gab keinen Wind, keine Eile. Nur das Knirschen des Schrittes auf dem feuchten Kies, das leise Tropfen von den Zweigen und die Ferne, die wie ein Versprechen war. Hier, dachte er, war Zeit nicht linear. Die Stunden flossen, aber sie veränderten nichts. Er sah ein Haus am Hang, verlassen, die Fenster blind. Einen Bach, der sich seinen Weg durch den Grund suchte. Es war kein Ort für große Gedanken, sondern einer für das, was blieb, wenn alle Worte verschwunden waren. Dieser Nachmittag verging in einer Unaufgeregtheit, die fast schmerzte. Und doch war da ein Frieden, tief in den Schichten von Erde und Himmel, ein Echo von etwas, das er kannte, aber längst vergessen hatte. Vielleicht lag es an der Art, wie die Schatten länger wurden, oder daran, dass der Tag keinen Anspruch stellte. Hier gab es keine Antworten, nur das leise Flüstern der Dinge, die immer da gewesen waren.

November. Für mich ein Monat der leisen Abschiede. Der Nebel hängt schwer in der Luft, die Tage sind kurz, und das Licht ist oft nicht mehr als ein zögerliches Streifen am Horizont. Der Wind trägt den Geruch von feuchtem Holz, und das Laub zerfällt unter den Schuhen, kaum mehr als ein Echo dessen, was es einmal war. Die Welt wird stiller, langsamer. Der November erscheint mir wie ein Ort zwischen den Zeiten, ein schmaler Steg zwischen dem, was war, und dem, was kommt. Es ist ein Monat für jene Momente, in denen man allein am Fenster steht, die Hände um eine Tasse gewickelt, und hinausblickt in das Grau. Man denkt an das Jahr, das fast vergangen ist, und an die Entscheidungen, die getroffen wurden. Einige waren leicht, fast beiläufig. Andere schwer, mit Nächten, in denen der Schlaf nicht kam.

Mit jedem Tag, der vergeht, spürt man das Ende näherkommen. Doch in diesem Jahr ist es mehr als nur das Ende des Jahres – das wäre zu einfach. Es ist ein Ende, das tiefer geht, das mehr ist als ein Kalenderblatt. Es ist der Moment, in dem ich verstehe, dass alles, was einmal begonnen wurde, auch zu einem Abschluss kommen muss. Die Vorstellung ist nicht bitter, nicht einmal traurig. Es ist wie der letzte Atemzug eines Buches, dessen letzte Seite mit Bedacht umgeschlagen wird. Es war eine gute Geschichte, denke ich, aber sie ist zu Ende erzählt. Es gibt diesen Punkt, an dem Entscheidungen sich nicht länger hinauszögern lassen. Dieser November verlangt Klarheit, und er belohnt sie mit einer seltsamen, beinahe rauen Erleichterung. So stehe ich nun, zwischen dem, was war, und dem, was sein könnte. Der Entschluss, den ich lange vor mir hergeschoben habe, wird Wirklichkeit: Ich werde die Selbstständigkeit, die mich über Jahre getragen hat, loslassen. Zum Ende des Jahres beende ich dieses Kapitel.

Was kommen wird, weiß ich noch nicht. Aber ich habe begriffen, dass es einen seltsamen Frieden in der Akzeptanz gibt, in dem Bewusstsein, dass alles seinen Lauf nehmen darf. Ein Ende ist kein Scheitern. Es ist der Beginn von etwas Neuem – noch unklar, noch in der Ferne, aber spürbar wie der erste Frost am Morgen.