nachmittage

nur das, was bleibt,
wenn alles andere vergeht.

notizen

Von verregneten Nachmittagen, an denen Tropfen langsam an Fensterscheiben hinabziehen, während draußen die Welt weiterläuft. Von Begegnungen mit Fremden, denen man Geschichten erzählt, die man sonst für sich behält – vielleicht, weil sie ohnehin weiterziehen, vielleicht, weil es manchmal leichter ist, sich einem Unbekannten anzuvertrauen. Von Sommerabenden, die nach Rauch riechen, nach warmem Asphalt und langsam schwindendem Licht. Von Zigaretten zwischen den Fingern und Gedanken, die mit dem Dunst in den Himmel steigen. Von stillen Momenten, in denen niemand spricht, weil alles schon gesagt wurde.

Leben

Rauch zieht in die Bäume.

Es ist Samstag. Fast Mitte Mai. Die Luft ist mild, der Himmel trüb. Am Rand des Waldes, abseits des Dorfes, steht ein kleines Haus. Fenster aus Holz. Das Dach alt, moosbedeckt.. Wenn Wind aufkommt, klappert irgendwo eine lose Dachrinne. Hinter dem Haus liegt eine Wiese, lang gezogen bis zum Waldrand. Im Sommer grasen hier Rinder, langsam, gleichmütig, als wüssten sie nichts von der Zeit. Jetzt ist das Gras kurz, frisch nach der ersten Mahd und in der Sonne liegt noch der Duft davon. In der Ferne hört man einen Buntspecht schlagen. Gleich neben der Wiese beginnt der Wald. Eine Grenze, die nicht

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Leben

Wenn der Mai kommt.

Über den Dächern des Dorfes lag ein Meer aus Stimmen, das sich in die Nacht ausbreitete. In den Gärten standen Maibäume, bunt geschmückt, ein Gruß an den Frühling, der sich endlich zeigte. Die Lichter der Nachbarn flackerten wie ferne Leuchtfeuer hinter den Hecken. Zwischen den alten Apfelbäumen hing noch der letzte Rest Tageslicht. Der Himmel hatte ein dunkles Blau angenommen, das fast schwarz war, aber noch nicht Nacht. Irgendwo in der Ferne sang jemand schief ein altes Lied, das wohl jeder kannte. Es war zu laut, zu vertraut, zu spät und genau richtig. Ein Wind ging durch die Hecke, trug den Rauch

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Leben

Müde vom Rauschen.

Später Nachmittag. Die Sonne stand tief über den Feldern, ihr Licht fiel schräg durch die Fenster – so, als wolle es bleiben. Die Luft draußen war warm. Still. Voller Versprechen. Kein Ton, der wirklich störte. Nur das entfernte Summen eines Traktors, vielleicht irgendwo hinter den Hügeln. Zwischen Meschede und Eversberg lagen die Dörfer wie aus der Zeit gefallen. Der Asphalt flimmerte schon leicht, die Bäume warfen lange Schatten. In den Gärten blühten Tulpen und Narzissen, manchmal noch zaghaft, als müssten sie sich vergewissern, dass es wirklich vorbei war – der Winter, das Warten, das Dunkle. Ein Hund lag im Gras, dösend, den Kopf

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Sport

Laufen. Loslassen. Weitergehen.

Mir hat mal jemand gesagt, Laufen sei einfach. Ein Fuß vor den anderen, ein natürlicher Bewegungsablauf, den der Körper von selbst kennt. Aber das stimmt nicht. Laufen ist nicht einfach. Es ist eine Entscheidung. Gegen das Bleiben, gegen das Ausharren, gegen das Warten darauf, dass sich Dinge von selbst verändern. Man schnürt die Schuhe, zieht die Schleife fester, als würde man sich damit an etwas binden – oder vielleicht sogar von etwas lösen. Ich weiß natürlich nicht, wie es anderen geht, aber der erste Schritt fühlt sich oftmals falsch an. Der Körper ist noch träge, der Atem noch unrhythmisch. Die Beine sind

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Sport

Die Sache mit den Schuhen.

Der frühe Morgen lag kühl und still über den Feldern. Die Luft war feucht von der Nacht, noch nicht ganz Frühling, aber auch nicht mehr Winter. Über den Wiesen lag ein Hauch von Nebel, dünn wie ein Schleier, der langsam verblasste, während die Sonne sich um diese Uhrzeit noch nicht blicken ließ. Die Straßen waren leer, nur der entfernte Klang eines Motors, der Ruf eines einsamen Vogels irgendwo in den kahlen Bäumen.  Ich zog die Schnürsenkel fest, spürte den Druck der Schuhe gegen meine Füße. Der erste Schritt war noch schwerfällig, als müsste sich der Körper erst daran erinnern, dass er laufen

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